Altkleider – wohin mit gebrauchter Kleidung?

    Die meisten horten sie jahrelang – Kleidung, die man einfach nicht mehr trägt. Hat man sie eine Saison lang nicht getragen, ist davon auszugehen, dass man sie auch im nächsten Jahr nicht mehr trägt. Doch nicht immer sieht das der Kleiderschrankbesitzer ein und sammelt und sammelt. Erst dann, wenn der Schrank aus allen Nähten platzt, ist sie plötzlich da, die Frage: wohin mit der ganzen gebrauchten Kleidung? Verkaufen? Verschenken? Entsorgen?

    Immer wieder gibt es Berichte in Funk – und Fernsehen, die davon erzählen, wie ausgemusterte Kleidung aus dem Westen in Dritte-Welt-Länder geschafft werden, obwohl es aber gleichzeitig heißt, dass genau diese Lieferungen die eigenen Textilmärkte in diesen Ländern kaputt macht. Was ist also der richtige Weg für meine gebrauchte Kleidung? Wo kann ich guten Gewissens meinen Kleiderschrankinhalt „anlegen“, wenn ich ihn nicht entsorgen will?

    Grundsätzlich ist die klassische Entsorgung über den Hausmüll der schlechteste Weg, besonders dann nicht, wenn die Kleidungsstücke noch tragbar sind. Doch genau dieser Punkt stößt in den USA offenbar auf taube Ohren. Lt. der amerikanischen Wirtschaftsprofessorin Pietra Rivolin landen fast 85 % der Altkleider im Hausmüll und somit ins Leere. In ihrem Buch "Reisebericht eines T-Shirts - ein Alltagsprodukt erklärt die Weltwirtschaft", beschreibt sie in aller Ausführlichkeit die Verschwendungssucht der Amerikaner. Allerdings stammen diese Zahlen aus dem Jahre 1997, was hoffen lässt, dass sich inzwischen auch hier etwas getan hat.

    In Deutschland hingegen hat sich der Trend deutlich verändert. Es gibt Sammelcontainer für Altkleider. Daher ist der Anteil der Gebrauchtkleidung im Hausmüll deutlich niedriger, als in den Staaten. Allerdings sind genau diese 30 Prozent immer noch viel zu viel, wenn man die reichlichen Alternativen zur Entsorgung betrachtet.

    Doch was genau sind diese Alternativen?

    Tauschen:

    Tauschen Sie Ihre Kleidung im Familien – oder Freundeskreis, tauschen Sie Ihre Klamotten auf sogenannten „Tauschpartys“ oder über Tauschbörsen im Internet. Auch können Sie zu Tauschzwecken private Kleinanzeigen aufgeben.

    Verkaufen:

    Verkaufen Sie Ihre Kleidung und hohlen Sie aus Ihren alten Lieblingskleidungstücken noch das Höchstmögliche heraus. Der Verkauf von getragener Kleidung eignet sich besonders auf Flohmärkten, in Secondhand-Shops oder über das Internet.

    Verschenken:

    Verschenken Sie Ihre Kleidung doch einfach. Diese Alternative eignet sich besonders im regionalen Bereich. Geben Sie eine private Kleinanzeige auf oder verschenken Sie Ihre Kleidung über Online-Verschenk-Netzwerke oder setzen Sie sich mit einer sozialen Einrichtung in Ihrer Nähe in Verbindung. Hierbei würden sich besonders die hiesigen „Kleiderkammern“ freuen, die Ihre getragene Kleidung erfolgreich an Bedürftige bringen. Die nächste Kleiderkammer finden Sie im Internet unter dem Suchbegriff „Kleiderkammer“. Doch es gibt auch noch viele weitere Träger, wie Hilfsorganisationen und Kirchen, die Ihre Kleiderspende würdig entgegennehmen.

    Leider sind in den letzten Jahren vieler dieser Einrichtungen in Verruf geraten. Es heißt, dass besonders unter dem Deckmantel der „Kleiderkammern“, gebrauchte Kleidung in Massen und zu Spottpreisen in die Dritte-Welt-Länder verkauft wurden, sodass die dortige Textilindustrie zunehmend in Schwierigkeiten geriet und ihre Konkurrenzfähigkeit verlor.

    Ein Zwiespalt, den auch Pietra Rivoli in ihrem Buch aufgreift, denn die Menschen selbst sahen dem Import von Gebrauchtkleidung positiv entgegen. Die Autorin erzählt hier von ihren Erfahrungen und Gesprächen in Tansania, wo viele Bewohner berichteten, dass sie sich vorher nichts zum Anziehen leisten konnten. Erst seit dem der Import von gebrauchter Kleidung im Jahre 1985 von den Behörden offiziell als legal bezeichnet wurde, könnten Sie sich regelmäßig tragbare Kleidung zulegen.

    Intern wurde über die Unfähigkeit der heimischen Textilindustrie böse geredet und immer wieder deutlich gemacht, dass sie die Bedürfnisse der hier lebenden Menschen nicht gerecht werden können – zumindest nicht, was den Kaufpreis betrifft. Das war natürlich ein gefundenes Fressen für all jene, die ihre großen Chancen im Kleiderhandel sahen. Findige Unternehmer aus Tansania spezialisierten sich somit auf den Import von gebrauchter Kleidung aus Europa und USA. Mittlerweile hat sich in Tansania ein regelrechter Wirtschaftszweig entwickelt, der neben bezahlbarer Bekleidung für die Menschen auch Arbeitsplätze u. a. für Schneider, Sortierer und Händler bietet.

    Wissenswertes über Kleidersammlungen:

    Aufgrund des großen Kleideraufkommens kümmern sich soziale und karikative Einrichtungen oftmals nicht mehr selbst und die Sortierung und Weiterverarbeitung der gebrauchten Kleidungsstücke, sondern beauftragen professionelle Unternehmen als Unterstützung. Egal, ob Malteser oder das Rote Kreuz, immer häufiger werden Fremdunternehmen mit in das Bekleidungsboot genommen, bzw. ihnen werden die Kleider für ein entsprechendes Endgeld übergeben. Diese Provisionserlöse können dann optimal für ihre sozial-karitative Zwecke eingesetzt werden, hat allerdings den Nachteil, dass die Kleidung dann nicht mehr den Bedürftigen vor Ort zugutekommt. Die Fremdunternehmen sortieren die Kleider nach Marken und Qualität und verkaufen Sie entsprechend weiter.

    Leider gibt es auch hier die sogenannten „schwarzen Schafe“. Dubiose Unternehmen, die zwar vorgeben, im Sinne von karikativen Zwecken Kleidung zu sammeln, doch oftmals genau Gegenteiliges bezwecken und kommerziellen Handel mit der Kleidung zu betreiben. Soll heißen, dass hier nur auf Profitbasis agiert wird. Grundsätzlich nichts Verwerfliches, wenn man sich nicht unter Angabe falscher Tatsachen diese besonderen Waren erschleicht.

    Aber es gibt Möglichkeiten, zu prüfen, wenn man sich einem Unternehmen oder einem Container nicht ganz sicher ist. Die meisten Container sind mit einer Adresse und einer Festnetznummer versehen, ist dies nicht der Fall, dann sollten Sie stutzig werden.

    Unser Tipp in Sachen Kleidungsüberfluss:

    Egal, ob Sommerkleidung, Wintermantel, Frühling – oder Herbstkollektion - sortieren Sie jetzt Ihre saisonbedingten Kleidungen aus, die Sie auch in diesem Jahr nicht getragen haben. Warten Sie nicht mehr länger und verbannen Sie Kleidung, die Sie nicht mehr tragen einfach aus Ihrem Schrank. Sie haben beste Chancen, diese in entsprechenden Einrichtungen, wie Kleiderkammern oder auch Secondhand-Shops guten Gewissens unterbringen zu können. Schaffen Sie Platz für Neues und trauern Sie dem „Alten“ nicht mehr hinterher, es wird mit Sicherheit würdige Abnehmer finden.